Von krummen Rüebli und klaren Botschaften
Delegiertenversammlung des Schaffhauser Bauernverbandes
An der Delegiertenversammlung des Schaffhauser Bauernverbands (SHBV) stellten 94 Stimmberechtigte die Weichen für die Zukunft des Verbandes. Präsident Christoph Graf, der nach 24 Jahren seinen Rücktritt erklärte, wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Die aktuelle «Vegi-Initiative» war ein dominantes Thema. Christoph Graf rief dazu auf, wachsam zu bleiben: «Wir müssen dran bleiben und uns wehren. Nur mit einem hohen inländischen Selbstversorgungsgrad sind wir auch in der Not gut aufgestellt.» Unterstützung kam auch von Regierungsrat Dino Tamagni. Er betonte, wie wichtig eine ökologische und wirtschaftliche Landwirtschaft sei: «Alle von uns stellen die Weichen für die Zukunft. Gerade die landwirtschaftliche Infoveranstaltung im November hat gezeigt, was unsere Bauernfamilien täglich leisten.» Tamagni wies zudem darauf hin, dass der Selbstversorgungsgrad theoretisch 100 Prozent betragen könnte, «wenn nicht so viel Lebensmittel verschwendet würden».
Jahresbericht und Finanzen
Virginia Stoll, Geschäftsführerin des SHBV, berichtete aus dem Jahr 2024. Besonders nachdenklich stimmte sie die Meldung, dass 13 Tonnen Biorüebli vernichtet werden sollten, weil sie nicht den Normen entsprachen. «Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen zwar zurück zur Natur – aber bitte schön, ohne zu krumme, grosse oder kleine Rüebli», kritisierte Stoll. Wertschätzung gegenüber der Landwirtschaft und deren Produkten, finde man fast nur noch auf Wochenmärkten oder direkt im Hofladen.
Simon Keller präsentierte die Jahresrechnung. Dank den Einnahmen aus der Agrisano-Vermittlung und der Gewässerschutzberatung resultierte ein kleiner Verlust von 940 Franken – «quasi eine rote Null». Die Jahresrechnung sowie der Flächenbeitrag von neun Franken wurden einstimmig bestätigt. Für 2025 wird ein Gewinn von 2250 Franken budgetiert.
Wahlen: Neue Köpfe im Vorstand
Christoph Graf trat nicht mehr zur Wiederwahl an. Christian Müller wurde einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. «Ich möchte mich mit bestem Wissen und Gewissen dieser Verantwortung stellen. Ich bin nicht kritikscheu und habe ein offenes Ohr», versprach Müller. Drei neue Vorstandsmitglieder verstärken das Team: Cindy Bächtold, Luna Küppers und Dominik Winzeler.
Cindy Bächtold betonte: «Ich möchte mich engagieren, mit unterschiedlichen Menschen und Meinungen zusammenarbeiten. Offen, ehrlich und konstruktiv – auch wenn es einmal hitzig zu und her geht.»
Luna Küppers tritt die Nachfolge von Jessica Bolli an. Sie wurde seitens Schaffhauser Landfrauen (VSL) in den Vorstand des SHBV delegiert und wirkt als Bindeglied zwischen den beiden Verbänden und vertritt die Interessen des VSL innerhalb des Bauernverbands.
Dominik Winzeler, 25-jährig und engagierter Jungbauer aus Barzheim, bringt als frisch diplomierter Betriebsleiter HF und dank zahlreicher Praktika, unter anderem beim Landwirtschaftsamt Schaffhausen, eine hervorragende Ausbildung mit. Er steht für eine zukunftsgerichtete, leistungsstarke Landwirtschaft und verstärkt den Vorstand mit viel Praxisnähe und Fachkompetenz.
Bruno Gnädinger und Andres Winzeler wurden ebenfalls einstimmig in ihre Ämter gewählt.
Blick in die Zukunft
Das Jahresprogramm sieht unter anderem einen «Hofhöck» zum Thema Hofübergabe am 30. Oktober 2025 sowie einen Informationsabend des Landwirtschaftsamtes im November vor. Auch die bewährte Gewässerschutzberatung mit Edi Müller wird weitergeführt.
Der Verband ruft seine Mitglieder dazu auf, ihn aktiv über Social Media zu markieren - wie man heute sagt: «zu taggen».
Verdankung und Rücktritte
Ein emotionaler Moment war die Verabschiedung von Christoph Graf. In seiner 24-jährigen Verbandstätigkeit (acht Jahre im Vorstand, 16 Jahre als Präsident) hat er unzählige Projekte geprägt, von der Expo Agricom bis hin zum Projekt Landschaftsqualität. Christian Müller würdigte Graf als ruhigen, engagierten und stets sachlichen Vertreter der Landwirtschaft: «Christoph hat viele Male die Wogen geglättet und unzählige Stellungnahmen verfasst.»
Ebenfalls verabschiedet wurde Jessica Bolli, die während sechs Jahren mit viel Engagement als Vertreterin der Schaffhauser Landfrauen wirkte und das Amt der Vizepräsidentin inne hatte.
Nach 30 Jahren Einsatz für die Schaffhauser Landwirtschaft (20 Jahre Agrisano und 10 Jahre Geschäftsführung) sei das Soll erfüllt. Mit diesen Worten kündigte Virginia Stoll ihren Rücktritt per Ende 2025 an und bedankte sich ebenfalls bei Christoph Graf für die äusserst angenehme Zusammenarbeit.
Unterstützung für Severin Brüngger
Severin Brüngger (FDP), Pilot und politisch aktiv im Stadtrat und Kantonsrat, stellte sich den Delegierten vor und sprach über seine Motivation für den Ständerat zu kandidieren. Was die Bauernfamilien leisten hat er in seinen Schulferien, die er jeweils auf einem Bauernhof verbrachte, aber auch während der Coronazeit, erfahren. Damals, als die Flieger am Boden blieben und die Erntehelfer nicht einreisen durften, habe er sich spontan als Spargelstecher betätigt. «Ich habe es sehr im Rücken gespürt», sagte er schmunzelnd. Brüngger will sich in Bern für den Föderalismus und die Anliegen des Kantons Schaffhausen einsetzen.
Hannes Germann, Ständerat, betonte abschliessend: «Gerade für einen kleinen Kanton wie Schaffhausen ist es entscheidend, geeint aufzutreten.»
Der SHBV sprach Severin Brüngger die Unterstützung aus.